Medieninformation der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Pulheim vom 26. Oktober 2021.
Ursprünglich sollte es einmal sehr schnell gehen: Als vor Jahren eine Projektentwicklungsgesellschaft die sanierungsbedürftige Abteipassage in Brauweiler erwarb, legte sie Pläne vor, das marode Gebäude abzureißen und an seiner Stelle das „Abteiquartier“ mit einem großen Supermarkt, modernen Wohnungen und einer Tiefgarage zu errichten. Stadtverwaltung und eine große Mehrheit im Stadtrat begrüßten dieses Projekt, das den Ortskern beleben und die Einkaufsmöglichkeiten im Ort verbessern soll. Der Investor beantragte zügig einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan, angrenzende Bebauungspläne wurden angepasst und kurze Zeit später wurden die Bäume auf dem Parkplatz gefällt, um den Weg für archäologische Sondierungen freizumachen. Als dann die Klagen einer Initiative gegen die Pläne vor Gericht scheiterten, schien der Weg zum raschen Bau des Abteiquartiers geebnet.
Doch seitdem hat sich auf dem Gelände nichts getan. Das Gebäude steht – mit Ausnahme von zwei kleinen Läden – leer. Die Skizzen und Animationen zum geplanten Objekt vergilben in einem Ladenlokal. Das leere Gebäude gibt dem Brauweiler Ortskern einen Hauch von Tristesse. Dennoch gibt die Webseite des Investors weiter 2021 als Datum der Fertigstellung an!
Warum geht es nicht weiter mit dem Projekt? Bereits in der Diskussion im zuständigen Ausschuss hatte das Brauweiler SPD-Stadtratsmitglied Harald Thomas auf Grund seiner Erfahrung mit ähnlichen Bauvorhaben in Brauweiler gefordert: „Der Bau des Abteiquartiers wird hoffentlich nicht so lange dauern wie die Elbphilharmonie Hamburg, der Hauptstadtflughafen Berlin oder der Brauweiler Guidelplatz!“ Nun sieht es aber doch ganz so aus, als würde ein weiteres Bauvorhaben im Ortskern auf viele Jahre unvollendet bleiben.
Ursache dafür sind mehrere Probleme. Der künftige Hauptmieter REWE möchte Veränderungen am Gebäude. Deshalb muss der Bebauungsplan geändert und wohl auch die Öffentlichkeit erneut beteiligt werden, obwohl dies gerade schon einmal geschehen ist. Dieses Verfahren wird sich hinziehen. Die öffentlichen Stellplätze in der Tiefgarage müssen ausgeschrieben und nach öffentlichem-rechtlichem Vergabeverfahren vergeben werden. Und da der Rhein-Erft-Kreis vor dem Gebäude an der Kreuzung Ehrenfriedstraße/ Bernhardstraße endlich den Kreisverkehr bauen will, der bereits seit 2008 geplant ist, müssen die beiden Baustellen koordiniert werden, um ein Chaos zu vermeiden. Und ein weiteres Hindernis wird wohl schließlich die chronische Personalknappheit in der Pulheimer Stadtverwaltung sein, die womöglich eine zügige Bearbeitung dieser Dinge erschwert.
Wie lange das alles dauern wird, steht in den Sternen. Die Stadtverwaltung sieht sich außer Stande, dazu Angaben zu machen, geht aber davon aus, dass 2024, im Jahr zum 1000-jährigen Jubiläum der Abteigründung, bestenfalls eine Baustelle steht. Und REWE hat seinen Vertrag für den bisherigen Laden schon mal vorsichtshalber bis 2025 verlängert.
Die SPD verfolgt diese zögerliche Entwicklung kritisch, steht im Kontakt mit dem Investor und fragt nun nach dem aktuellen Stand der kritischen Punkte: „Wie weit ist die neue Planung? Folgt eine weitere Beteiligung der Öffentlichkeit? Wie ist der Stand der Ausschreibung für die öffentlichen Stellplätze? Hat die Stadt ausreichend Personalkapazität, um das Verfahren zügig zu bearbeiten?“, führt Torsten Rekewitz, Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten im Stadtrat, die wichtigsten Fragen zusammen. „Vor allem erwarten wir aber, dass die Stadt sowohl die Ratsgremien als auch besonders die Öffentlichkeit über den Fortgang des Projektes regelmäßig informiert. Wir fordern die Stadt Pulheim auch auf, mit dem Investor Gespräche zu führen, in welcher Form eine Zwischennutzung der leeren Ladenlokale möglich ist, zum Beispiel als Ateliers für Künstler*innen, als Ausstellungs- oder Probenräume. So könnte nicht nur der Kunst geholfen werden, sondern auch der Brauweiler Ortskern mit Leben erfüllt werden.“