Bereits vor Jahren beschlossen der Jugendhilfeausschuss und der Stadtrat den Bau einer zunächst viergruppigen, später dann sechsgruppigen neuen Kindertagesstätte im Gebiet des Bebauungsplans 114. Inzwischen wurde der Standort geändert und auf ein optimal geeignetes Grundstück direkt am Pulheimer Bach verlegt und zwischenzeitlich zudem die Entscheidung getroffen, dass die Stadt Pulheim diese Kita nicht selber baut, sondern das Grundstück an einen Investor veräußert. Auch dieser Beschluss wurde vom Liegenschafts- und Hochbauausschuss getroffen. Mit dem gefundenen Investor wurde vereinbart, dass der Betrieb der Kita an einen so genannten „Freien Träger“ vergeben wird und dem Jugendhilfeausschuss wurde für die eigentliche Vergabe ein Mitspracherecht zugesichert.
Geplant war nach allen uns vorliegenden Informationen, dass der Investor – eine gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft – sich im Prinzip mit dem von einigen Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses bevorzugten Träger einig über die Ausgestaltung des Neubaus und den Betrieb der Kindertagesstätte sei. Zuletzt wurden im Sommer des vergangenen Jahres noch ergänzende Beschlüsse durch den Stadtrat gefasst, damit die Bauarbeiten endlich starten können.
Die SPD-Fraktion tat sich schwer mit der Vergabe des Bauvorhabens an einen Investor. Wir stimmten seinerzeit dieser Lösung vor allem deshalb zu, weil die Stadtverwaltung für uns glaubhaft darlegte, dass dies die schnellste Möglichkeit sei, die für die Deckung des enormen Bedarfs an Kita-Plätzen in Pulheim erforderliche Einrichtung zu realisieren. Inzwischen ist viel Zeit ins Land gegangen; das Baugrundstück lag brach, die Plätze in der Kinderbetreuung fehlen weiterhin zu hunderten und wir erkannten bis zur letzten Woche keinerlei Lösung des Problems. Aktuelle Sachstände teilte die Verwaltung im vergangenen Jahr immer nur mit, wenn intensiv nachgefragt wurde und auch dann oft so, dass sie letztlich keinen belastbaren Informationsgehalt hatten. Seit dem letzten Sommer schließlich hörten wir gar nichts mehr zu diesem Thema. Dass das mehr als unbefriedigend ist, dürfte wohl recht verständlich sein. Schließlich warten nicht nur wir, sondern vor allem jede Menge Eltern darauf, dass sich endlich was passiert.
Am letzten Wochenende verabredeten sich unsere beiden Mitglieder im Jugendhilfeausschuss, Torsten Rekewitz und sein Stellvertreter Christoph Breuer, im Neubaugebiet und wanderten durch den Schlamm und über die provisorischen Wege zum Baugrundstück, das seit Jahren für die Kita reserviert ist. Und völlig überraschend trauten die beiden kaum ihren Augen: Das Grundstück wurde – quasi in einer „Nacht- und Nebelaktion“ – gerodet und ein Vermessungsunternehmen rammte auch bereits Markierungspfähle in den Boden. Der bereitstehende Bagger erweckt den Eindruck, dass sich nun endlich etwas tut! So ganz konkret, mit Steinen und Beton, jedenfalls macht es den Anschein.
Zur heutigen Sitzung des Jugendhilfeausschusses und zur nächsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 2. Februar 2021 forderten wir einen ausführlichen schriftlichen Bericht über die Entwicklung des gesamten Projekts von der ursprünglichen Beschlussfassung bis zum aktuellen Sachstand ein. Das gilt natürlich weiterhin, auch wenn der Bau der Kindertagesstätte nun wohl beginnt. Auch der Investor hat inzwischen entsprechende Informationen auf seiner Website veröffentlicht. Dort wird von einer Fertigstellung in der zweiten Jahreshälfte gesprochen. Wenn das klappte, wäre es super! Was alles in den letzten Jahren bei diesem Projekt schiefgelaufen ist, wollen wir aber trotzdem von der Verwaltung wissen. Allein schon, um sowas in Zukunft zu verhindern. Diese Kita wird nämlich längst nicht die letzte sein, die in Pulheim gebaut wird. Weil wir weiterhin viel zu wenig Plätze in der Kinderbetreuung haben – der Verschleppungstaktik und Ignoranz des Bürgermeisters und seiner CDU sei Dank.