Guidelplatz – Jetzt ist die Stadt Pulheim am Zug

Dierk Timm
Dierk Timm

Die Gold-Krämer-Stiftung als Investor hatte die Bedingung gestellt, dass diese Straßenfläche in die Gestaltung des Guidelplatzes einbezogen werden sollte. Andererseits hatte das Rheinische Amt für Denkmalpflege Einwände gegen eine solche Lösung geäußert. Diese Ansicht teilt der Landschaftsverband Rheinland jedoch nicht, wie der Fraktionsvorsitzende der SPD in der Landschafts¬versammlung, Prof. Dr. Jürgen Rolle, mitteilte. Der LVR sei in dieser Frage zu weitgehenden Kompromissen bereit, um das kulturelle Angebot der Abtei Brauweiler mit dem der Gold-Krämer-Stiftung eng zu verbinden. Auch der Landesbetrieb Straßenbau ist bereit, die Ehrenfriedstraße, die bisher noch Landesstraße ist, zu einer Kreisstraße oder kommunalen Straße herabzustufen. Das ist eine Voraussetzung, um die erforderlichen baulichen Veränderungen und Geschwindigkeitsbeschränkungen im Bereich des Guidelplatzes zu realisieren.

Schon im Jahr 2008 hatte eine Bürgerwerkstatt unter Anleitung von Experten einen Katalog von Maßnahmen zu Verbesserung der Verkehrssituation im Brauweiler Ortskern erarbeitet. Dazu zählte auch die Umgestaltung der Ehrenfriedstraße. Dennoch geschah über Jahre nichts, obwohl die SPD Brauweiler im Juni 2010 konkrete Lösungsvorschläge vorstellte und in einem Antrag an den Rat die Umsetzung der Ergebnisse der Bürgerwerkstatt von 2008 anmahnte. Sie forderte den Pulheimer Bürgermeister auf, das Thema zur Chefsache zu machen und endlich alle Beteiligten an einen Tisch zu holen. Aber erst nachdem die Gold-Krämer-Stiftung verärgert die Baugrube stillgelegt hatte, wurde der Bürgermeister allmählich tätig.

Trotz des erklärten guten Willens von allen Seiten, bleibt die entscheidende Frage aber ungeklärt, nämlich die Finanzierung. Wenn die Ehrenfriedstraße nicht mehr Landesstraße ist, geht die Ortsdurchfahrt Mathildenstraße/Ehrenfried¬straße in die Verantwortung des Rhein-Erft-Kreises und der Stadt Pulheim über. Und offenbar will die Stadt Pulheim diese Verantwortung nur dann übernehmen, wenn der Landesbetrieb Straßen NRW vorher eine Komplettsanierung der Mathildenstraße vornimmt. Nach grober Schätzung könnte es sich dabei um einen Millionenbetrag handeln – ein Posten, der im Etat der Straßenbauer gar nicht vorgesehen ist, weil diese umfassende Generalsanierung zur Zeit gar nicht erforderlich ist.

Damit sind nun die Stadt Pulheim und der Rhein-Erft-Kreis wieder am Zug. Die schwarz-gelben Mehrheiten im Stadtrat und im Kreistag müssen jetzt entscheiden, ob es bei reinen Erklärungen des guten Willens bleibt oder ob sie Taten folgen lassen und die Ortsdurchfahrt Brauweiler zur Kreis- bzw. Gemeindestraße machen; daneben steht weiterhin die Erarbeitung eines Konzeptes aus, um den Durchgangsverkehr auf ein Minimum zu reduzieren.

Nach Ansicht des Brauweiler SPD-Ratsmitglieds Burkard Büschges sind die Aussichten eher schlecht: „Der Antrag der SPD an den Rat, endlich die Pläne aus dem Jahr 2008 zu verwirklichen und durch eine Herabstufung der Ehrenfriedstraße und andere Maßnahmen die Voraussetzungen zur Umgestaltung des Bereiches an der Abtei zu schaffen, wurde von der Ratsmehrheit noch im April auf die lange Bank geschoben. Damals hat die Stadtverwaltung diesen Gedanken – nicht nur aus finanziellen Gründen – als völlig undenkbar abgelehnt. Ob dieselben Personen heute das damals Undenkbare denken können?“

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Dierk Timm: „Wir haben inzwischen drei Jahre verloren. Nicht unsere Argumente, sondern erst der massive Druck der Gold-Krämer-Stiftung hat die Verwaltung und den Bürgermeister zum Handeln bewegen können. Er kommt jetzt mit frohen Botschaften aus Düsseldorf, aber bisher fehlt jede Substanz. An der Frage der Finanzierung wird sich zeigen, ob die schwarz-gelbe Ratsmehrheiten in der Stadt und im Kreis über ihren Schatten springen können. Wir sind jetzt wieder genau an dem Punkt, an dem die Ratsmehrheit unseren Antrag auf die lange Bank geschoben hat. Seit Jahren haben Menschen in Brauweiler das Gefühl, gegenüber anderen Orten vernachlässigt zu werden. Die aktuelle Misere um die Baugrube am Guidelplatz hat bei vielen diesen Eindruck noch verstärkt. Es wird höchste Zeit, dass der Bürgermeister den Absichtserklärungen Entscheidungen folgen lässt, statt die Angelegenheit weiter auszusitzen. Es geht nicht nur um 100 Meter Straße, sondern um die Zukunft des Ortes Brauweiler.“

Pulheim, 24. November 2011

Dierk Timm
Fraktionsvorsitzender