Zum Gedenken an Dr. Gerhard Dornseifer

Dr. Gerhard Dornseifer

Probleme waren für ihn dazu da, gelöst zu werden, und seine Visionen und Ziele hat er nie aus den Augen verloren, auch wenn eine Fülle von Detailproblemen manch anderen oft entmutigte. Mit diesen Fähigkeiten konnte Dr. Gerhard Dornseifer der sonst wenig bekannten Stadt Pulheim im kulturellen Bereich nicht nur nationale, sondern sogar internationale Anerkennung verschaffen. Das von ihm ins Leben gerufene Kunst-Projekt in der Synagoge Stommeln ist sicher das bekannteste Beispiel für die Kreativität und Energie, mit der er seine Aufgabe als Kulturdezernent gestaltete.

Weniger bekannt, aber nicht minder eindrucksvoll sind die anderen kulturellen und sozialen Aktivitäten, die von ihm initiiert oder gefördert wurden, wie zum Beispiel der Neubau für die Stadtbibliothek und die Gründung des Pulheimer Hospizvereins. Gerade das private Engagement einzelner Personen genauso wie Sorgen und Nöte der Vereine in der Stadt lagen ihm am Herzen. Vielleicht deshalb nahm man ihn in der Öffentlichkeit vorwiegend als den Kulturdezernenten der Stadt wahr, obwohl – wie er immer betonte – der weitaus größte Teil der Arbeit seines Dezernates in den anderen Bereichen (Jugend, Soziales, Ordnungsamt, Schule, Sport) anfiel. Die vielfältigen Aufgaben nahm er mit ganzer Kraft und hohen Ansprüchen an sich selber wahr. Seine Orientierungspunkte waren dabei die Rechtsstaatlichkeit und die soziale Gerechtigkeit.

Zwar war Gerhard Dornseifer als Beigeordneter in leitender Funktion der Stadtverwaltung tätig, doch er wollte lieber gestalten als nur verwalten. Denn seine kommunalpolitischen Wurzeln als Mitglied des Pulheimer Stadtrates in der Phase der Weichenstellung nach der kommunalen Neugliederung von 1975 konnte und wollte er nie verleugnen. Schon aus diesem Grund galt für ihn, dass nicht der Weg das Ziel bestimmt und das Ganze mehr ist als nur die Summe der Einzelheiten.

Wenn Entscheidungen erforderlich waren, vertrat er eine klare Meinung. Städtebauliche Sünden, nach denen man in der Stadt nicht lange suchen muss, waren ihm ein Gräuel, und er machte keinen Hehl daraus. Denn oberflächliche Harmonie war für ihn kein Wert an sich; die politische Diskussion, der demokratische Konsens auf einer möglichst breiten Basis waren für ihn wichtiger. An dieser politischen Debatte, die zu Unrecht oft als „Streit“ abqualifiziert wird, beteiligte er sich mit klaren Argumenten und geschliffener Rhetorik, was ihm gleichermaßen Anerkennung wie auch Kritik einbrachte.
Als begeisterter Sportler legte er Wert auf Fairness und Teamgeist. Er verstand sich als Mannschaftsspieler, nicht nur seiner Stommelner Altherren-Fußballmannschaft, sondern auch in der Pulheimer SPD, und sah sich wie selbstverständlich in beiden als Mannschaftskapitän und Trainer zugleich.

In seiner Funktion als Schuldezernent waren seine Besuche bei Abiturprüfungen, mit Vorliebe in den Fächern Philosophie, Geschichte und Sozialwissenschaften, keine Pflichtübungen, sondern für ihn als gelernten und allgemein interessierten Juristen ein intellektuelles Vergnügen. Projekte, wie der Bau der neuen Sporthalle und des naturwissenschaftlichen Traktes am Brauweiler Schulzentrum, wären nicht verwirklicht worden, wenn Dornseifer sie nicht mit Hartnäckigkeit und persönlichem Einsatz gegen viele Widrigkeiten durchgesetzt hätte. Aber die Umsetzung des Projektes, das ihm am meisten am Herzen lag, den Bau des Stadtkulturhauses in Pulheim, hat er nicht mehr erleben können. Am 23. November 2001 verstarb Gerhard Dornseifer völlig überraschend in seinem Haus in Stommeln.

In seiner Trauerrede sagte der damalige Bürgermeister Dr. Morisse: „Mit seinem Tod ist Pulheim ärmer geworden.“