Carl-Diem-Straße wird umbenannt in „Am Sportzentrum“

In der Ratssitzung am 22. September ging es, aufgrund verschiedener Initiativen der SPD und Bündnis90/DIE GRÜNEN, um die Umbenennung der Carl-Diem-Straße. Bis auf die CDU sprachen sich alle Fraktionen für die Umbenennung aus. Auch Bürgermeister Dr. Morisse wandte sich in seiner letzten Sitzung mit einem leidenschaftlichen Appell an die Ratsmitglieder und sprach sich für eine Umbenennung aus. Allein der Fraktionsvorsitzende der CDU argumentierte wegen der Kosten, die die Anwohner durch die Adressänderung zu tragen hätten, dagegen.
In einer geheimen Abstimmung votierten von 51 stimmberechtigten Ratsmitgliedern 35 für die Namensänderung und 16 dagegen (22 stimmberechtigte CDU Mitglieder waren anwesend).
Anschließend fand der Vorschlag die Straße in „Am Sportzentrum“ umzubenennen eine breite Mehrheit.

SPD-Ratsmitglied Joachim Karkuth zeigte sich über die endlich beschlossene Umbenennung sehr erleichtert: „Carl Diem hat den Sport für nationalsozialistische Ziele missbraucht. Sein Name gehört als abschreckendes und mahnendes Beispiel in die Geschichtsbücher und nicht auf ein Straßenschild.

Im Internet leicht zugängliche Materialien zeichnen folgendes Bild:

Bereits im Oktober 1995 sind in einer Sendung des Magazins „Monitor“ unerträgliche Diem-Zitate einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht worden:

1.    „Wenn Sport und Olympische Spiele uns etwas zu Nutzen gewesen sind, dann haben sie uns diesen Geist des Angriffs und der blitzschnellen Entschlusskraft gelehrt, haben uns zäh und hart gemacht.“

2.    „Sport … ist für uns eine Schule der Vaterlandsverteidigung, die wir auf uns nehmen, bis uns der Ruf zu den Waffen erreicht: Der gute Kämpfer greift an und bricht jeden Widerstand.“

3.    „ … wie haben wir mit … steigender Bewunderung diesen Sturmlauf, diesen Siegeslauf verfolgt! Die fröhliche Begeisterung, die wir … bei einem kühnen kämpferischen sportlichen Wettstreit empfanden, ist in die Höhenlage des kriegerischen Ernstes hinaufgestiegen … (Wir) stehen … staunend vor den Taten des Heeres. In ihnen zeigt sich, was der Deutsche kann, in ihnen wächst der Deutsche von heute über alles Frühere … hinaus.“

4.    „Nur Schwächlinge fürchten sich vor einer Begegnung mit anderen Rassen; was die weiße Rasse an Naturkräften eingebüßt haben sollte, das wird sie dank ihrer hohen Intelligenz auf dem Wege planmäßiger Übung und Rückzüchtung wiedergewinnen.“

Schließlich ist durch das Buch von Achim Laude und Wolfgang Bausch „Der Sport-Führer – Die Legende um Carl Diem“, deutlich geworden, dass Diem mehr als ein Mitläufer war. Er hat nicht nur das Regime toleriert, sondern er war jemand, der im In- und Ausland aktiv Nazipropaganda betrieben hat. Er hat sich schuldig gemacht und in seinem Leben nie Reue gezeigt oder Worte des Bedauerns gefunden.

Ein herausragendes Beispiel:

Als Hitler beschlossen hatte, das deutsche Volk müsse mit ihm ins Verderben stürzen und Berlin bis zur letzten Patrone verteidigt werden, steht Diem im März 1945 (übrigens am 4. März wurde Pulheim von den Amerikanern erobert) im Kuppelsaal des Olympia-Geländes, um die Jugend zum finalen Opfergang zu ermutigen. „Schön ist der Tod, wenn der edle Krieger für das Vaterland ficht, für das Vaterland stirbt,“ so die Überlieferung im Manuskript.

Zu dieser Veranstaltung die Erinnerung eines Zeitzeugen, Reinhard Appel, ehem. ZDF-Chefredakteur:

„Er hat zu uns gesprochen, es war ja eine Feierstunde. Und das Ganze endete in einem flammenden Appell an uns für Führer, Volk und Vaterland zu sterben, gerade in der Situation, wo Berlin bedroht sei. Er berief sich immer wieder auf das „tapfere Volk von Sparta“ und forderte uns auf, wie dieses Volk den Opfertod nicht zu scheuen und wie Helden zu sterben, denn es ist schön, für das Vaterland zu sterben. Obwohl er ja wissen musste, als 62jähriger Mann, der in der Welt rumgekommen war, wie es um Deutschland in der Zeit bestellt war. Und obwohl er sicher tieferen Einblick über die Hitlersche Politik hatte, als wir jungen Menschen. Ich bin hier mit 17 Jahren gewesen.“
„Damals haben wir uns durch diesen Idealismus, den er predigte, anstecken lassen. Und insofern ist er, meine ich, mitschuldig, dass sinnlos hier Menschenleben, junge Menschen geopfert wurden, in einer Situation, die ja bereits ausweglos war.“

Eine Klage des Diem-Sohns Carl-Jürgen mit dem Ziel die Behauptung verbieten zu lassen, sein Vater habe im März 1945 zum „finalen Opfergang für Führer und Vaterland“ aufgerufen, kam nicht durch.

Der Deutsche Leichtathletik-Verband hat im März 2001 unter Berufung auf dieses Buch seinen Ehrenpreis für verdiente Persönlichkeiten in der deutschen Leichtathletik, den „Diem-Schild“ umbenannt.

Straßen Umbenennungen gab es u.a. in Düren(2000) und Frechen(2001).

Auch die Geburtsstadt Diems, Würzburg, distanzierte sich von dem berühmten Sohn der Stadt und beschloss im Oktober 2003, dass die Veranstaltungshalle sowie eine Ehrenmedaille nicht länger den Namen Diems tragen sollte.

Joachim Karkuth
stellv. Ortsvereinsvorsitzender der SPD-Pulheim

Lesen Sie hierzu auch:

„Am Sportzentrum“ statt „Carl-Diem-Straße“ – Letzte Ratssitzung – laufende Legislaturperiode“ – Online–Zeitung

 „Carl-Diem-Straße wird umbenannt“  – Kölner Stadt Anzeiger

 „Carl-Diem-Straße wird umbenannt“ – Kölnische Rundschau