
Pulheim – Noch ist nichts entschieden. Noch bis zu den Haushaltsberatungen für den Etat 2009, die Ende des Jahres anstehen, können die Politiker abwägen, ob sie das Hallenbad in Pulheim sanieren oder schließen.
Die Variante, das sanierungsbedürftige Gebäude aus dem Jahr 1970 dicht zu machen, hatte der Gutachter Michael Bäuml von der Gesellschaft für Entwicklung und Management von Freizeitsystemen mbH, kurz GMF, am Dienstagabend im vollbesetzten Ratssaal ins Spiel gebracht. Dort hatten sich Politiker des Haupt-, des Sportausschusses und des Ausschusses für Liegenschaften, aber auch viele Bürger zu einer Sondersitzung eingefunden. In einem Vortrag erläuterte der Betriebswirt, warum GMF empfiehlt, das Hallenbad zu schließen und ein neues auf dem Gelände des Stommelner Freibades zu bauen.
Gründe gibt es viele: Der Beckenbeton ist angegriffen, es tropft in den Keller, das Dach und tragende Gebäudeteile muss ein Statiker unter die Lupe nehmen, die Sauna ist nicht mehr genehmigungsfähig, da Brandschutz und Fluchtwege nicht dem heutigen Standard genügen, so der Fachmann. Da viele Vereine und 15 Schulen dort schwimmen, platzt das Bad aus allen Nähten, ergänzte Bäuml.
Die Bürger aber, die das Bad zahlen (Bürgermeister Dr. Karl August Morisse), können das Bad daher nur eingeschränkt nutzen. Gerade mal die Hälfte der 85 000 Besucher, die Bäuml seinen Berechnungen zugrunde legt, könnten dort ihre Bahnen ziehen, so der Fachmann. Das Angebot, das nicht mehr zeitgemäß und nicht zukunftsfähig ist, hat die Stadt allein 2007 mit rund 700 000 Euro bezuschusst. Für eine Akut-Sanierung der Technik (Badewassertechnik, Notstrom, Schaltschrank) müsste sie laut Bäuml in Kürze 150 000 Euro locker machen. Die Sanierung des Hallenbades würde – vorsichtig geschätzt – 5,5 Millionen Euro kosten.
Sauna empfohlen
Geld müsste die Stadt auch ausgeben, würde sie Bäumls Empfehlung umsetzen und auf dem Gelände des Stommelner Freibades ein neues Hallenbad mit 25-Meter-Bahn und Sauna bauen. Eine Sauna empfiehlt Bäuml, da die Stadt ohne dieses Angebot fünf Prozent der Badegäste verlieren würde. 8,6 Millionen Euro hat der Gutachter für das komplette Paket inklusive Abbruch (380 000 Euro), Um- und Anbauten am Stommelner Freibad (rund 685 000 Euro) veranschlagt. Mit rund 1,2 Millionen würde das Kombibad den städtischen Haushalt pro Jahr belasten. Aktuell bezuschusst die Stadt beide Bäder mit jährlich rund einer Million Euro.
Der Vorteil der Kombivariante auf einem großzügigen, städtischen Grundstück liegt für den Gutachter auf der Hand: In der Bauphase, die rund zwei Jahre dauern wird, könnte man das Vereins- und Schulschwimmen sicherstellen, so Bäuml. Bürgermeister Dr. Karl August Morisse appelierte an die Politiker, das Thema in Ruhe zu diskutieren und es einvernehmlich zu entscheiden. Es fällt in den Wahlkampf, auch wenn es sich dafür gar nicht eignet.
Von Maria Machnik, 24.09.08, 18:44h, aktualisiert 17.10.08, 15:26h