„Klimaschutzpolitische Ignoranz“

BoA Niederaussem
Aktionsbündnis Stommeler Bürger „Leben ohne BoA“ und der BUND fordern die Mitglieder des Regionalrates auf, der von RWE geplanten Kraftwerkserweiterung in Niederaußem eine Absage zu erteilen.

VON MARIA MACHNIK, 06.07.07, 07:12h

Pulheim-Stommeln – Das Aktionsbündnis Stommelner Bürger „Leben ohne BoA“ und der Landesverband des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) fordern die Mitglieder des Regionalrates auf, der von RWE geplanten Kraftwerkserweiterung in Niederaußem eine Absage zu erteilen.

Das Unternehmen möchte in Bergheim-Niederaußem auf einem rund 40 Hektar großen Gelände neben BoA 1 (Braunkohlekraftwerk mit optimierter Anlagetechnik) eine Doppelanlage mit jeweils 1000 Megawatt Leistung bauen. Die ursprünglichen RWE-Pläne, auf dem Areal drei neue BoA-Blöcke auf rund 163 Hektar zu bauen, hatte der Regionalrat übrigens 2003 zunichte gemacht.

Das neue Vorhaben, über das nun der Regionalrat zu entscheiden hat, sei der unverantwortliche Gipfel klimaschutzpolitischer Ignoranz, sagen die Umweltschützer. RWE torpediere mit seinem rheinischen Kraftwerkserneuerungsprogramm alle Bemühungen, den Klimawandel zu stoppen, während sich die Politik zur Notwendigkeit bekenne, den Klimakiller Kohlendioxid drastisch zu reduzieren. Der Grund: Die neue Anlage, die Ende 2014 ans Netz gehen soll, „würde jährlich mindestens 16 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstoßen. Im unmittelbaren Umfeld des Kraftwerkes würden mehr als 16 000 Menschen unzumutbaren Belastungen durch Schattenwurf, Lärm und Schadstoffe ausgesetzt“, sind sich BUND und die Stommelner Aktivisten sicher.

Als blanken Zynismus bezeichnen BUND und die Stommelner Bürgerinitiative die Behauptung der Kraftwerksplaner, Bau und Betrieb des Großanlage hätten keine erheblichen nachteiligen Auswirkungen auf die Umwelt.

Kapazitäten erhöht

Erneut werfen die Kritiker dem Unternehmen vor, die Öffentlichkeit systematisch hinsichtlich der Stilllegung alter Anlagen zu täuschen. „Seit der Inbetriebnahme des ersten 950-Megawatt-BoA-Blocks in Niederaußem 2003 wurde lediglich ein 150-Megawatt-Block in Grevenbroich-Frimmersdorf stillgelegt“, sagen die Umweltschützer. Unterm Strich hätten die RWE-Verantwortlichen die Kapazitäten für die Stromerzeugung drastisch erhöht.

Die Umweltschützer werfen der Konzernspitze auch vor, sie fühle sich nicht an die Zusage gebunden, alte Anlagen abzuschalten. Das Unternehmen signalisiere, es werde alte Kraftwerke nun dann vom Netz nehmen, wenn sich die Rahmenbedingungen für Braunkohle nicht änderten. Die allerdings werden sich mit dem vom Bundestag verabschiedeten Gesetz zum Emissionshandel ändern. Die Neuregelung sieht vor, dass Energieunternehmen Verschmutzungsrechte kaufen müssen, weil bei der Stromerzeugung aus Braunkohle viel klimaschädliches Kohlendioxid freigesetzt wird. Ziel der Neuordnung ist es die Gesamtmenge an freigesetztem Kohlendioxid ab 2008 auf 453,1 Millionen Tonnen CO pro Jahr zu senken. Das wären jährlich rund 57 Millionen Tonnen weniger als in den Jahren 2005 bis 2007.

http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1182933874220