Kritik an Kraftwerksplänen

Helmut Spahn
Helmut Spahn (SPD) kritisierte, dass RWE-Power nach Aussagen des neuen Vorstandsvorsitzenden Dr. Ulrich Jobs jährlich die gleiche Braunkohlemenge verstromen werde.
BoA Niederaussem
Schon viele Jahre verfolgen Pulheimer Politiker und Bürger, dass gerade mal sechs Kilometer Luftlinie entfernt in Neurath und Bergheim-Niederaußem ein neues BoA-Kraftwerk (Braunkohlekraftwerk mit optimierter Anlagetechnik) nach dem anderen entsteht.

Die Unternehmenspolitik von RWE Power ist manch einem in Pulheim ein Dorn im Auge. Schon viele Jahre verfolgen Politiker und Bürger, dass gerade mal sechs Kilometer Luftlinie entfernt in Neurath und Bergheim-Niederaußem ein neues BoA-Kraftwerk (Braunkohlekraftwerk mit optimierter Anlagetechnik) nach dem anderen entsteht. Sie alle fürchten, dass der Konzern sich zukünftig auf die benachbarten Standorte konzentrieren und folglich die Umweltbelastung für die Bevölkerung Pulheims ansteigen wird. Vor allem aber fürchten sie, dass das Unternehmen sich nicht an seine Zusagen hält, die alten Kraftwerksblöcke stillzulegen, wenn neue ans Netz gehen.

Die Sorgen waren nur allzu deutlich spürbar, als Dr. Hans-Peter Schiffer und Theo Tippkötter von RWE-Power – wie von der SPD-Fraktion beantragt – im Hauptausschuss Rede und Antwort standen. Vor Politikern und Bürgern spielten sie ein Szenario für die Standorte Neurath und Niederaußem bis 2014 / 2015 durch. Weil auf der grünen Wiese aus ökologischen Gründen neue Kraftwerke nicht gebaut werden könnten und auf erschlossenen Flächen kein Platz sei, könne das RWE nur auf Anschlussflächen neue Anlagen errichten, so Schiffer. „Niederaußem ist unter allen Gesichtspunkten die beste Lösung.“ Dort, auf einem rund 40 Hektar (das sind 80 Fußballfelder) großen Areal, zwischen Nord-Süd-Bahn und den Bundesstraßen 279 und 477, plant RWE neben BoA 1 eine Doppelanlage (BoA 4 und 5; die Blöcke BoA 2 / 3 in Neurath sind in Bau) mit jeweils 1000 Megawatt Leistung.

Die Ankündigung, dass die Doppelanlage als kohlendioxidfreies (CO) Trockenbraunkohlekraftwerk (TBK) geplant ist, tröstete die Politiker nicht. CO-frei besage nur, dass das Kohlendioxid nicht in die Luft, sondern in den Boden „gepulvert“ werde, so Thomas Roth (Grüne). „Doch welche Folgen das hat, weiß man nicht“, sagte er. Auch Schiffers Hinweis, RWE habe – nach Einspruch des Regionalrates Köln – die ursprünglichen Pläne, drei Blöcke auf 163 Hektar errichten zu wollen, zurückgeschraubt, ließ Roth nicht gelten. „Wenn Sie Ihre Zusagen eingehalten hätten, alte Blöcke in Frimmersdorf stillzulegen, dann hätten Sie keine Anschlussflächen benötigt.“ Helmut Spahn (SPD) kritisierte, dass RWE-Power nach Aussagen des neuen Vorstandsvorsitzenden Dr. Ulrich Jobs jährlich die gleiche Braunkohlemenge verstromen werde. Ob RWE sich den Zahlen der Bundesregierung verpflichtet fühle, den CO-Ausstoß bis 2020 um 30 oder sogar 40 Prozent senken zu wollen, wollte Spahn wissen. Von RWE-Mann Tippenkötter bekam er die Antwort, die Zahlen könnten nur für Deutschland, nicht aber für das Rheinische Braunkohlerevier gelten.

VON MARIA MACHNIK

Quelle:

http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1176113348579