Die Politiker im Hauptausschuss wirkten betreten. Kein Wunder, schließlich mussten sie, nachdem sie im Dezember 900 000 Euro für das Schulzentrum Brauweiler lockergemacht hatten, nun erneut eine Kröte schlucken. Per Dringlichkeitsentscheidung mussten sie 1,735 Millionen Euro für den Grundschulneubau mit Turnhalle am Buschweg und den Anbau an die Realschule nachschießen. Dezernent Wolfgang Thelen hatte die Politiker eindringlich gebeten, das Geld zu bewilligen, da einige Firmen gedroht hätten, die Baustelle zu verlassen, sollten sie ihr Geld nicht bekommen.
Nun ist guter Rat teuer. Die Frage Wie konnte es nur dazu kommen? beherrschte am Dienstagabend die Aussprache. Auch wenn sich die Fraktionen mit Schuldzuweisungen zurückhielten, so suchten sie doch händeringend nach Gründen. Hat möglicherweise der Architekt seinen Job nicht gemacht? Hat der Projektleiter im städtischen Immobilienmanagement seine Kompetenzen überschritten oder den Überblick verloren? Hätte der Projektleiter, der Dezernent Wolfgang Thelen wöchentlich über den Fortgang der Bauarbeiten unterrichtet, nicht schon längst die rote Fahne hissen (Werner Theisen, CDU) und das Thema in den Stadtrat bringen müssen (Luzia Kilias, FDP), als er merkte, dass die Kosten explodierten? Wer schließlich hat angeordnet, dass überhaupt ein Verbindungsweg zwischen dem Parkplatz an der Hackenbroicher Straße und dem Buschweg angelegt wird und anstatt der ursprünglich fünf Laternen für die Beleuchtung des Weges 23 ausgeschrieben wurden?
"Nun, da die Stadt nach der Sanierung des Brauweiler Schulzentrums ihren zweiten Schulbauskandal verkraften muss, forderte Volkmar Bromby (SPD) erneut, das städtische Immobilienmanagement von einem externen Gutachter überprüfen zu lassen. Bürgermeister Dr. Karl August Morisse bat die Politiker, vorsichtig mit dem komplexen Thema umzugehen. Es sei zu klären, was in der Planung gewesen sei und was der Vergabeausschuss seinerzeit beschlossen habe. Die Frage ist auch, ob ein Schaden entstanden ist. Nicht jede Verteuerung ist ein Schaden. Auf Vorschlag des Verwaltungschefs wird der städtische Rechnungsprüfungsausschuss den Vorgang unter die Lupe nehmen. Zusätzlich soll ein Fachbüro überprüfen, wie es zu der Kostenexplosion kommen konnte und wer verantwortlich ist.
VON MARIA MACHNIK (KStA)