Die Fassade ist saniert, der Brandschutz auf dem neuesten Stand, die Pannenserie am Schulzentrum Brauweiler, die jahrelang für Ärger gesorgt hat, scheint ausgestanden. Doch weit gefehlt: Das Schulzentrum kommt einfach nicht aus den Schlagzeilen. Jüngstes Beispiel: Am Dienstagabend hat der Stadtrat außerplanmäßig 900 000 Euro bewilligt. 200 000 Euro benötigt die Verwaltung, um Baufirmen für ihre Arbeit zu bezahlen. 700 000 Euro braucht sie für die Gestaltung des Außengeländes. Das Geld will die Verwaltung an anderer Stelle einsparen.
Alles in allem haben die Bauarbeiten am und im Schulzentrum bislang 5,1 Millionen Euro verschlungen. Im Jahr 2000 hatte ein Architekturbüro die Kosten für Fassadensanierung und Brandschutz noch auf vier Millionen Euro beziffert. In der Berechnung wurden laut Kämmerer Wolfgang Thelen ganze Bereiche vergessen.
Das finanzielle Grausen
Die Politiker waren zutiefst verärgert über die Vorlage, die die Verwaltung ihnen einen Tag vor der Ratssitzung präsentiert hatte. Schließlich waren sie zuletzt mehrfach in der Situation, außerplanmäßig hohe Summen bewilligen zu müssen. Im November hatten sie zähneknirschend 87 000 Euro nachgelegt, weil der Abbruch der maroden Pavillons teurer wird als geplant. Im Dezember kamen sie der Bitte der Verwaltung nach, 138 000 Euro nachzuschießen, weil das Geld für die Baufirmen zuvor nicht kalkuliert wurde.
Rolf Uebach (SPD) nannte die Nachforderungen das finanzielle Grausen. Er beantragte, ein externer Gutachter solle das städtische Immobilienmanagement unter die Lupe nehmen. Der Antrag ging mit knapper Mehrheit – gegen die Stimmen von CDU und Bürgerverein – durch. Luzia Kilias (FDP) forderte mehr Kontrolle und erklärte, ihre Fraktion werde die Kostensteigerung in Zukunft nicht mehr tragen. Werner Theisen (CDU) wunderte sich, dass das Rechnungsprüfungsamt, das die Aufgabe hatte, das Projekt zu überprüfen, noch nicht weiter sei. Thomas Roth (Grüne) nannte das Ganze eine Frechheit. Kurze Zeit später, in seiner Haushaltsrede, forderte er den Beigeordneten Wolfgang Thelen auf, zurückzutreten.
Thelen bedauerte, dass die Fehler erst jetzt, im Zuge der Projektabwicklung deutlich würden. Wenn wir das gewusst hätten, dann hätten wir einen Controller eingeschaltet. Das Immobilienmanagement sei von anderen Dimensionen ausgegangen und habe unterschätzt, wie schwierig eine Sanierung bei laufendem Schulbetrieb ist. Wir haben die Kostenentwicklung falsch eingeschätzt und hoffen, dass mit der Neubesetzung der Leiterfunktion im Immobilienmanagement so etwas nicht mehr vorkommt. Auf die Rücktrittsforderungen sagte Bürgermeister Dr. Karl August Morisse: Die Äußerung ist schon ungeheuerlich. Im kommenden Jahr will er noch näher auf die Forderung eingehen.
VON MARIA MACHNIK, 21.12.06, 07:16h