Nur Gas soll Alternative unterstützen

Rhein-Erft-Kreis/Pulheim – "Die Gewinnung und Nutzung von Braunkohle ist in Ost und West mit gravierenden negativen Folgen verbunden", heißt es in dem am Samstag in Pulheim verabschiedeten "Manifest für eine Energieversorgung ohne Braunkohle". Zu den Erstunterzeichnern gehört der TV-Journalist und Autor Franz Alt. Neben den Veranstaltern des Bürgerforums haben Hermann Scheer für Eurosolar, die Friedensinitiative/Attac-Pulheim, die Grüne Liga, das Netzwerk ökologischer Bewegung, der Naturschutzbund Deutschland, Robin Wood, und die schwedische Organisation "Stop Acid Rain" sowie die Vereinte Initiative gegen Garzweiler II unterzeichnet.

"Allein die acht größten von RWE und Vattenfall betriebenen Braunkohlenkraftwerke sind jährlich für den Ausstoß von mehr als 145 Millionen Tonnen des Klimagases Kohlendioxid (Co) verantwortlich", heißt es. Die Naturschützer machen das Gas für Hitzerekorde, Jahrhunderthochwasser, Wirbelstürme und Artenschwund verantwortlich. Auch die von RWE Power gepriesenen neuen Kraftwerke änderten daran nichts. "Mit jedem zur Stromgewinnung genutzten Kilo Braunkohle wird ein Kilo Co freigesetzt – unabhängig vom Kraftwerkstyp und Wirkungsgrad."

Die Stromerzeugung könne zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen geschöpft werden, heißt es weiter. Bei Ausnutzung aller Einsparpotenziale könne ein Mix aus Sonne, Wind, Wasserkraft, Biomasse und Geothermie die Stromversorgung sichern. Für eine Übergangszeit könnten moderne Gaskraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung den Grundlaststrom auf wesentlich umweltfreundlichere Art bereitstellen.

Ein wichtiger Aspekt im Manifest ist die Stärkung der Regionalwirtschaft. "Braunkohle sichert keine Arbeitsplätze", heißt es, im Gegenteil, RWE habe die Belegschaft in Kraftwerken und Tagebauen auf jetzt etwa 8500 fast halbiert. Dagegen boome die Branche der Erneuerbaren. 170 000 Beschäftigte hätten fast 16 Milliarden Euro Umsatz gemacht – in 5000 kleinen und mittelständischen Betrieben.

Weiterhin wird im Manifest die Bewahrung der Heimat gefordert. In den deutschen Braunkohlerevieren hätten 300 Siedlungen den Tagebauen weichen müssen, die Betroffenen hätten kaum Möglichkeiten, rechtzeitig rechtliches Gehör zu erlangen. "Eine Reformierung des anachronistischen und undemokratischen Bundesberggesetzes ist deshalb längst überfällig."

VON NORBERT KURTH, KStA