Bürger lehnen Biogasanlage ab

„Den Sinnersdorfer Bürgern stinkt’s gewaltig“, fasst der Sinnersdorfer Wolfgang Brentano die Stimmung vor Ort zusammen Aus Unmut über die geplante Biogasanlage, die das Unternehmen Rhein-Energie gerade mal 570 Meter von der Erftstraße in Sinnersdorf entfernt bauen möchte, haben Brentano und einige Sinnersdorfer am vergangenen Wochenende die Bürgerinitiative „Standort der Biogasanlage“ gegründet.

Die ersten Listen mit rund 540 Unterschriften sowie einen Bürgerantrag hat die Gruppe nun Bürgermeister Dr. Karl August Morisse vorgelegt. In dem Antrag appellieren die Sinnersdorfer an den Verwaltungschef und an die Politiker, die massive Ablehnung der Bürgerschaft ernst zu nehmen und die Biogasanlage an der geplanten Stelle zu verhindern. Die Initiative richte sich nicht grundsätzlich gegen eine Biogasanlage.

„Standort ist ungeeignet“

„Doch der Standort ist völlig ungeeignet, weil er durch die gegen überliegende Kläranlage vorbelastet ist“, sagt Brentano im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Lärm- und Geruchsbelästigung, die von der Kläranlage ausgeht, kennt der Fachanwalt für Verwaltungsrecht aus eigener Erfahrung. Schließlich lebt er seit vielen Jahren an der Rurstraße, schaut unmittelbar auf die Kläranlage und habe Sichtkontakt auf die geplante neue Anlage.

In ihrem Antrag gehen die Mitglieder der Bürgerinitiative auch auf den Informationsabend mit 450 Bürgern im Köster-Saal ein, den die Stadtverwaltung organisiert hatte. Die Versammlung habe die massive Ablehnung vieler Bürger „überdeutlich“ gezeigt. Die ausschließlich vom Investor Rhein-Energie vorgelegten Gutachten hätten die Befürchtungen und Bedenken der Bürger in puncto Geruch, Lärm- und Verkehr nicht ausräumen können. Die Informationen hätten sich einzig auf eine Biogasanlage, nicht aber auf den Standort bezogen. „Sie berücksichtigen nicht die Tatsache, dass diese Anlage zu den bereits vorhandenen Belastungen in unmittelbarer Umgebung, beispielsweise durch die Kläranlage, hinzukommen“, heißt es in dem Antrag.

Wie groß der Widerstand gegen die Anlage ist, haben Brentano und seine Mitstreiter am Wochenende erfahren, als sie in Sinnersdorf Unterschriften gesammelt haben. Brentano: „Ich habe sehr viel Frust, Politikverdrossenheit und Resignation erlebt. Viele Leute haben gesagt, »da kann man eh nichts machen«.“ Es dränge sich der Eindruck auf, dass Sinnersdorf nicht zu den privilegierten Stadtteilen gehöre. Drastischer hatte es ein Sinnersdorfer am Donnerstagabend formuliert: „Alles, was Geld bringt, kommt nach Pulheim, alles, was glänzt, kommt nach Brauweiler, alles, was stinkt, kommt nach Sinnersdorf.“

VON MARIA MACHNIK